Ihr Lieben,
Wenn du schreibst, eine Haltungsänderung komme nicht in Frage, dann müsste man genauer nachfragen, was sie nicht ändern möchte. Gleich weitermachen wie bisher ist in den allermeisten Fällen bei MusikerInnen nicht so schlau, ausser die Tendovaginitis hat einen aussermusikalischen Grund. Das müsste man also zuerst rausfinden. Und dann: ob die Technik stimmt oder eben nicht. Da kommen wir NichtgeigerInnen halt manchmal an unsere Grenzen. Hilfe s. weiter unten (Oliver Margulies).
Entscheiden ist oft die Position des Daumens am Bogen: stimmt die? Wie sollte die sein (Lehrerin fragen).
Bzgl. Instrumentengrösse gibt es grosse Unterschiede, da sollte eigentlich die Lehrerin Bescheid wissen, Bogen dito. Bratschen sind für kleinere Leute oft ein Problem, das Ding ist deutlich grösser und schwerer als eine Geige. Wenn die Lehrerin aber mauert, hast du da kaum eine Chance. Viele LehrerInnen sind total offen für solche Fragen, ich treffe aber auch auf solche, die "es immer schon so gemacht haben und bisher hat es immer funktioniert", dann muss man nicht diskutieren.
Bzgl.Bratsche ist der absolute Crack Oliver Margulies vom Hochschulzentrum für Musikphysiologie in Zürich (oliver.margulies@zhdk.ch). Er hat verschiedene Winkel untersucht, wie die Bratsche gehalten werden kann, sowohl den Neigungswinkel des Instruments, also wie steil die Oberfläche geneigt werden soll, und der andere Parameter ist, wie weit nach vorne oder eben seitlich der Hals zeigt (wenn man sich ein Zifferblatt vorstellt, in dessen Mitte der Kopf ist und sagittal ist 12, weiter nach links geht es Richtung 11, 10...). Sein Doktorat hat er zu diesem Thema geschrieben:
Hildebrandt H*/Margulies O*/Köhler B/Nemcova M/Nübling M/Verheul W/Hildebrandt W (2021) "Muscle Activation and Subjectively Perceived Effort in Typical Violin Positions". In: Medical Problems of Performing Artists 36(3) (9/2021):207-217.
doi.org/10.21091/mppa.2021.3023
Die Position ist also wirklich sehr entscheidend.
Bzgl. Übezeiten geht Horst Hildebrandt von der ZHDK bei Sehnenscheidenentzündungen und überlastungssituationen bis auf wenige Minuten oder sogar Sekunden Übezeit zurück. ACHTUNG: 20 Minuten ist zu lang bei angeschlagenen Händen! Das ist die Maximalzeit, die bei
gesunden Händen empfohlen ist. (Klammer auf: Bei vielen Musikern löst das übrigens ungläubiges Staunen aus. Ihr Kapital, das ausser bei Singenden in den Händen liegt, überstrapazieren sie oft, weil immer noch die Mär herumgeistert: "no pain, no gain". Dabei ist schmerzfreies Musizieren möglich und erst noch für alle viel schöner!!).
Ansonsten stimme ich den Kolleginnen zu: Schienen eher nein, ausser in einem ganz krassen Entzündungsstadium. Gutes Stehen, Gesamtkörpertonus beachten: unbedingt.
Ich arbeite öfters mit MusikerInnen, habe zwei Jahre an der ZHDK Musikphysiologie studiert und kann wirklich nur sagen: wenn jemand eine Fehlhaltung hat, können wir therapieren bis zum St. Nimmerleinstag. Vielleicht liege ich bei der Bratschistin völlig falsch, dass es an Technik und Haltung liegt, aber genau hinschauen (Video) ist Gold wert.
Viel Erfolg!